
Buchkritik von Stefanie Rufle
Ein durch und durch aufwühlendes Buch, das einen zutiefst erschreckenden Einblick in ein Land gibt, das für uns Europäer völlig fremd und unverständlich ist. David Balls fundierte Landeskenntnis lässt diesen Roman durch und durch authentisch wirken. Der Autor bietet glaubwürdiges Hintergrundwissen über China und die Mentalität seiner Bewohner und vermittelt dem Leser so den Hauch einer Ahnung davon, wie der Alltag in diesem fremden Land aussieht. Trotzdem wirkt alles so unverständlich, dass man immer wieder fassungslos den Kopf schütteln muss. Alles, was man hier liest, hat aber auch nicht das Geringste mit dem Leben, wie wir es kennen, zu tun. Völlig andere Werte und Ideologien zählen hier, die Menschen reagieren auf oft ganz entgegengesetzte Art und Weise, wie wir es gewohnt sind und wirken deshalb so unberechenbar.
Die Geschichte an sich ist so berührend und dramatisch, dass man kaum glauben mag, dass so etwas wirklich geschehen kann. Und doch wissen wir aus den Medien, dass diese Dinge tagtäglich in China passieren, Geburtenkontrolle, Menschen- und Organhandel und brutale Morde der Ehre wegen sind an der Tagesordnung. Man weiß zwar darum, aber es am konkreten Schicksal einzelner Menschen wirklich "mitzuerleben" ist doch noch einmal etwas ganz anderes. Viele Fragen bleiben am Ende offen, ob die Rettung eines einzelnen Babys auf Kosten so vieler Menschenleben wirklich in einer Relation steht, kann nur jeder für sich selber beantworten. David Ball hat hier jedenfalls eine aufwühlende und dramatische Geschichte spannend und sehr glaubwürdig erzählt.
Der Autor David Bell hat selber eine chinesische Adoptivtochter, die bei Erscheinen des Buches acht Jahre alt war.