
Buchkritik von Thomas Ays
Eric-Emmanuel Schmitt ist ein Geschichtenerzähler, den man nur mit wenigen Worten wirklich beschreiben kann, und auch die scheinen ihm nicht gerecht zu werden. Mit "Milarepa" vollendet er seine Tetralogie der Weltreligionen und erzählt eine philosophisch eindringliche Geschichte mit klaren Worten und vielen Weisheiten, die nur zwischen den Zeilen stehen. In diesem knapp einhundertseitigen Werk erzählt er diese wichtige Geschichte voller Botschaften, voller Wahrheit und voller Wunder. Es ist nicht schwierig, den einfachen Weg zu gehen, sich von der Wut leiten und von ihr sein Leben bestimmen zu lassen. Ganz und gar nicht schwierig. Selbst Talente, die dem Bösen dienen, scheinen sich einfacher erkennen zu lassen, als jene, die dem Guten zur Seite stehen, aus denen etwas entstehen kann und durch die wir wachsen können. Diese Talente zu entdecken ist schwieriger. Haben wir sie einmal gefunden und können wir sie einsetzen, könnte unser Leben in anderen Bahnen verlaufen. Wie schwer das ist, weiß jeder, der daran arbeitet, genau diese Talente zu entdecken.
"Milarepa" zeigt uns auf vielfache Weise, was richtig und was falsch ist und erzählt eine zeitlose und wichtige Geschichte - von einem Mann erzählt, der in seiner Entwicklung erstmal nicht einzuholen scheint. Wenn wir alle erkennen, was Milarepa erkannt hat, könnte aus uns vielleicht wirklich etwas Neues und vielleicht auch etwas Friedliches werden.
Die Tetralogie der Weltreligionen von Eric-Emmanuel Schmitt umfasst folgende Bände:
Oskar und die Dame in Rosa
Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran
Das Kind von Noah
Milarepa