
Buchkritik von Stefanie Rufle
Von Anfang an sticht die Verworrenheit dieses sechsten Thrillers um Carol Jordan und Tony Hill ins Auge. Es sind sage und schreibe drei Fälle, mit denen der Leser in „Vatermord“ konfrontiert wird, was eine enorme Anzahl von unterschiedlichen Namen, Orten und Ereignissen zur Folge hat. Hier den Überblick zu behalten ist zunächst einmal beinahe unmöglich. Hinzu kommen noch die Wirrnisse in Tony Hills Vergangenheit, derer sich Carol annimmt – noch mehr Namen und Orte, die den Leser vollends in Verwirrung versetzen. Das hat zur Folge, dass der an und für sich spannende Fall mehr und mehr in den Hintergrund tritt, weil kein richtiger Spannungsbogen entstehen will. Hier wollte Val McDermid eindeutig zu viel in einen einzigen Roman verpacken.
Auch die seltsame Beziehung, die Tony Hill und Carol Jordan verbindet und die in „Vatermord“ offensichtlich an einem Wendepunkt steht, wirkt hier manchmal recht unglaubwürdig und strapaziert die Geduld des Lesers allmählich doch sehr. Auch wirkt es nicht sehr überzeugend, dass einem erfahrenen Profiler wie Tony ein für die Ermittlungen überaus wichtiges Detail erst viel zu spät ins Auge sticht. Das hat zwar zur Folge, dass die Geschichte gegen Ende erstmals richtig in Fahrt kommt, ist aber wenig überzeugend, zumal dem Leser das Offensichtliche längst klar war. Trotzdem ist die Auflösung dieses Falles derart überraschend und zugleich überzeugend und schlüssig, dass sie mit den vielen Schwachpunkten versöhnt.
Am Ende sollte sich jeder Leser nochmals den Klappentext zu Gemüte führen – er wird vermutlich fassungslos den Kopf schütteln angesichts des Unsinns, der dort präsentiert wird. Verfassern von Klappentexten sollte möglicherweise geraten werden, die jeweiligen Bücher auch tatsächlich zu lesen…
Carol Jordan und Tony Hill ermitteln in folgenden Fällen:
Ein kalter Strom
Schlussblende
Das Lied der Sirenen
Tödliche Worte
Schleichendes Gift
Vatermord
Vergeltung - The Retribution
Eiszeit
Schwarzes Netz
Rachgier
Der Knochengarten