
Buchkritik von Kathrin Lang
Mit „Nach dem Sommer“ bringt uns die amerikanische Autorin Maggie Stiefvater den ersten Teil einer neuen Trilogie auf den Buchmarkt – und damit den Beginn einer großen Liebe, die von Anfang an zum Scheitern verurteilt ist. Stiefvater erzählt mit „Nach dem Sommer“ keine gewöhnliche Liebesgeschichte, sondern wählt für ihre Trilogie zwei ganz besondere Protagonisten aus, die eine ganz besondere Beziehung zueinander eingehen. Während Grace ein weitgehend normales Mädchen ist, kann dies von ihrem Herzbuben Sam nicht gerade behauptet werden. Sam ist ein Werwolf: im Sommer Mensch, im Winter Wolf. Vor allem dieses schwere Schicksal einer jungen Liebe verleiht dem Jugendbuch „Nach dem Sommer“ seinen Reiz. Noch bevor Grace ihren Sam in menschlicher Form kennenlernt, hat sie sich bereits in ihn als Wolf verliebt. Stiefvater gelingt es, vor allem zu Beginn ihrer Geschichte, dieser außergewöhnlichen Bindung gefühlvoll Leben einzuhauchen und damit besondere Gefühle zu entfachen, die ihren Ursprung irgendwo zwischen menschlicher Lebenswelt und Natur haben.
Obwohl Maggie Stiefvaters Grundidee auf dem derzeitigen Jugendbuchmarkt eine nicht unbedingt einzigartig Stellung einnimmt, so findet die Autorin neben Meyers „Bis(s)“-Reihe und Konsorten doch eine ganz eigene Nische, um ihre Geschichte zu erzählen. Dennoch verspielt sie mit ihrem Trilogieauftakt viel Potential. Während Stiefvater mit ihren Zeilen zu Beginn große und vor allem außergewöhnliche Gefühle entfacht, verkommt „Nach dem Sommer“ im Mittelteil zu einer nur wenig packenden Geschichte, in der sich der nun menschliche Sam und Grace langsam annähern. Dem alltägliche Leben der beiden wird lediglich durch die stetig fallende Temperatur und der damit einhergehenden Gefahr - einer Verwandlung von Sam zum Werwolf - Spannung verliehen. Stiefvater geht zu zaghaft an die Gefühle ihrer Protagonisten heran und erweckt damit immer wieder den unangenehmen Eindruck von Stillstand im Erzählfluss. Erst gegen Schluss nimmt Stiefvater wieder an Fahrt auf und bringt „Nach dem Sommer“ zu einem spannenden Ende, das schließlich doch Neugier auf den weiteren Verlauf der Geschichte aufkommen lässt. Etwas zielstrebiger und weniger zaghaft im Umgang mit dem Fortlauf der Geschichte, dürfte aus dem zweiten Teil ein ganz besonderes Buch werden. Das ganz besondere Potential ist auf jeden Fall vorhanden – es muss nur weniger befangen ausgespielt und in Szene gesetzt werden.
Diese Reihe umfasst folgende Teile:
Nach dem Sommer
Ruht das Licht
Interview mit Maggie Stiefvater zu "Nach dem Sommer".