
Buchkritik von Angelika Koch
Puh. Für dieses Buch eine Bewertung zu schreiben fällt enorm schwer. Dies ist ein True-Crime-Thriller, alles hat also einen wahren Kern. Einiges hat der Autor dazugedichtet – aber ehrlich gesagt, wünscht man sich, dass er so gut wie alles dazugedichtet hätte. Sowas kann doch nicht in der Realität passieren. Oder doch? Gibt es tatsächlich solche Bestien, die als braver Bürger getarnt über Jahrzehnte ihr Unwesen treiben? Ja, das weiß man ja schon, die gibt es. Aber so? So schlimm? So grausam?
Während des Lesens will man das Buch manchmal einfach in die Ecke schleudern, sein Gesicht ins Kissen vergraben und heulen. Dann aber wieder ist der Plot so spannend, so gut konstruiert, so schlicht und packend erzählt, die Protagonisten so authentisch, dass man nicht anders kann, als weiterzulesen. Aber es tut einem nicht gut, das ist eine Warnung an alle, die sich an diese Geschichte wagen wollen. Doch wonach soll man nun beurteilen? Es geht bei Bewertungen nunmal in erster Linie darum, ob ein Buch gut geschrieben ist, ob es den Leser fesselt, ob es authentisch ist. Und wenn diese Punkte mit ja! ja! ja! beantwortet werden können, dann gibt es eben auch eine gute Bewertung. Aber irgendwo, tief im Innern, wünscht man sich, man habe „Wolfswut“ nie gelesen. Hört sich ambivalent an? Ist es auch. Wer mag, kann es ja beim Lesen selbst herausfinden!
Andreas Gößling ist Co-Autor bei Michael Tsokos, der Autor der True-Crime-Thriller "Zerschunden", "Zersetzt" und "Zerbrochen", die ebenfalls auf booksection rezensiert wurden.