
Buchkritik von Angelika Koch
Dies ist nunmehr der dritte Band um Kommissar Oppenheimer, der schon lange nicht mehr seines Amtes walten kann, weil er Jude ist. Der dritte Band zudem, der in den letzten Kriegsjahren und hier direkt in den letzten Kriegswochen spielt. Wie schon bei den Vorbänden, so auch wieder in „Endzeit“ ist die enorme Recherchearbeit des Autors Harald Gilbers besonders hervorzuheben. Wieder wird der Leser direkt in diese Zeit hineinkatapultiert, wieder kann man sich dem Geschehen nicht entziehen, fühlt sich geradezu so, als sei man selbst am Schauplatz. Alle Charaktere, die man schon in den vorherigen Büchern so mochte, sind wieder da. Auch der schräge Ede, der einer der ersten ist, der nach Ende des Krieges am Ku'damm eine Spelunke aufmacht. Schon alleine dieser Teil der Erzählung ist das Lesen des Buches wert.
Oppenheimer gerät einmal mehr in eine spannende, unglaubliche Geschichte, die in „Endzeit“ Ausmaße annimmt, die weit über das hinausgehen, was ein normal Sterblicher verkraften kann. Man erkennt als Leser schnell, wie rasch sich die Nachkriegsgeschichte entwickelte und wie fragil die ersten Gehversuche waren und man merkt, wie hauchdünn das Seil war, auf dem alle balancierten. Durch andere Entscheidungen Einzelner hätte alles auch ganz anders kommen können. Man erkennt, dass Geschichte ein Resultat aus vielen Zufällen und ungeplanten Wendungen ist, und dass es jederzeit auch heute wieder ganz anders kommen könnte.
Wenngleich die Spannung nicht ganz so dramatisch ist wie in den vorherigen Büchern, so ist „Endzeit“ trotzdem wieder hervorragende Literatur, ein wunderbarer Mix aus Spannung und Geschichte, gemischt mit einer Prise Humor. Vielen Dank, Herr Gilbers!
In folgenden Büchern ermittelt Oppenheimer:
Germania
Odins Söhne
Endzeit (2017)
Totenliste