
Buchkritik von Stefanie Rufle
Die Britin Sharon Bolton versteht es einfach, ihre Leser innerhalb von Sekunden in ihre Geschichten hineinzuziehen und sie dabei in ein rettungsloses Verwirrspiel zu verwickeln. Von Anfang an macht sie keinen Hehl daraus, dass jeder der drei Protagonisten ihres Thrillers mehr als nur ein Geheimnis zu verbergen hat und lässt damit eine Stimmung von unterschwelliger und latent stets vorhandener Bedrohlichkeit entstehen. „Er liebt sie nicht“ zeichnet sich dabei vor allem durch eine geschickt konstruierte und bis ins kleinste Detail gekonnt inszenierte Handlung aus, die den Leser bis fast zum Schluss völlig im Dunkeln tappen lässt. Auch wenn man irgendwann gegen Ende ahnt, wie alles zusammenhängen könnte, ist man vom fulminanten Finale dann doch komplett überrascht. Es gelingt Bolton, ein ums andere Mal völlig unerwartete Wendungen einzubauen, die immer wieder aufs Neue eine ganz neue Sichtweise der Geschichte ermöglichen.
Mit der Anwältin Maggie Rose und dem charmanten Manipulator Hamish Wolfe hat Bolton zwei großartige Charaktere ins Rennen geschickt, die den Leser vor allem mit ihren bissigen Dialogen und den fast schon wie Zweikämpfe erscheinenden Zusammentreffen rettungslos zu packen. Das Zusammenspiel dieser zwei Figuren macht die hauptsächliche Faszination dieses grandiosen Thrillers aus, der auf mehr als nur einer Ebene immer wieder für Überraschungen gut ist und den Leser bis zum Schluss nicht aus seinen Klauen lässt. Mit „Er liebt sie nicht“ beweist Sharon Bolton einmal mehr, dass sie sich zu den ganz Großen der gegenwärtigen Thrillerautoren zählen darf!