
Buchkritik von Stefanie Rufle
Es ist ein Fall ganz im Stil der klassischen Kriminalromane à la Agatha Christie, den uns Ann Cleeves mit „Das letzte Wort“ präsentiert. Wie bei Christies „Zehn kleine Negerlein“ geschieht ein Mord in einem relativ abgeschiedenen Haus, wodurch der Kreis der Verdächtigen stark eingegrenzt werden kann. Auch hier spielt Cleeves mit der Idee, dass der Mörder einer der Kursteilnehmer sein muss. Doch die klaustrophobische Stimmung des Misstrauens unter den allesamt Verdächtigen kommt hier nicht so richtig zum Tragen. Ganz im Gegenteil plätschert die Handlung streckenweise fast schon träge vor sich hin, ohne dass Cleeves mit dem Potential dieser Geschichte geschickt zu spielen wüsste. Es will einfach keine rechte Spannung aufkommen, und auch auf Mitgefühl mit den Mordopfern wartet man vergebens.
In „Das letzte Wort“ ist es erneut die sympathische und burschikose Vera Stanhope, die diesem Kriminalroman die nötige Würze verleiht. Die Art und Weise, wie sie ihre Ermittlungen leitet, ist zugleich unkonventionell und von großer Empathie geleitet. Hinzu kommen die unerwarteten Liebeswirren, in die ihr Kollege Joe Ashworth gerät – hier kommt direkt Leben in den ansonsten eher farblosen Plot. Auch die Auflösung dieses Falls trägt dazu bei, dass man „Das letzte Wort“ am Ende doch mit einer gewissen Befriedigung zuschlagen kann, doch insgesamt ist man von Ann Cleeves packendere und raffiniertere Unterhaltung gewohnt.
Vera Stanhope ermittelt in folgenden Fällen:
Totenblüte
Opferschuld
Seelentod
Das letzte Wort
Ein dunkler Fleck
Die Nacht der schwarzen Falter